Bildungsschatz Bibel
1. Die Urgeschichte
| Genesis 1-12 |
Die Bibel beginnt im Buch Genesis (Gen) mit zwei verschiedenen Schöpfungsgeschichten.
Der erste Schöpfungsbericht versteht sich wohl als Abgrenzung zu dem babylonischen Glauben, mit dem das Volk während des Exils (586-539) konfrontiert wurde. Man wollte festhalten:
- Die Welt hat eine genaue Ordnung, nichts ist dem Zufall überlassen worden.
- Gott ist der Ursprung, der seine Ideen umsetzte, zu seiner vollen Zufriedenheit.
- Die Gestirne sind keine Götter, sondern haben nur die Aufgabe die Zeit anzusagen.
- Der Mensch hat eine besondere Stellung in der Schöpfung, mit Verantwortung und einem bestimmten Auftrag.
Der zweite Schöpfungsbericht ist wesentlich älter (ca. 900 v.Chr.) und weist im Vergleich zum ersten deutliche Unterschiede auf.
Auch hier bekommt der Mensch eine besondere Stellung. Ihm werden aber auch deutlich Grenzen aufgezeigt.
Die Grenzen werden in den folgenden Kapiteln vom Menschen immer wieder übertreten. Sündenfall, Kain und Abel, Sintflut, Turmbau zu Babel machen deutlich, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Gott von Anfang an gestört ist, weil der Mensch seine Grenzen nicht akzeptieren kann.
Von mehreren mesopotamischen Völkern sind uns Schöpfungsmythen und Sintflutgeschichten mit erstaunlichen Ähnlichkeiten überliefert, so z.B. in dem in Keilschrift auf Tonplatten erhaltenen babylonischen Gilgamesch-Epos (655 v. Chr.): die Parallele zur Noahgeschichte reichen vom Bau eines Schiffs auf göttlichen Befehl bis hin zum Aussenden von Vögeln nach dem Ende der Flut und zum Dankopfer für die Rettung.
Motiv Schöpfung : Du bist gewollt
Der Glaube an Gott als Schöpfer ist zentral für den jüdisch-christlichen Glauben. Er beinhaltet folgende Elemente:
- Gott hat die Welt durch seinen Willen geschaffen. Er hätte die Welt auch nicht schaffen können oder anders.
- Die Schöpfung ist also nicht das Werk eines Gegenspielers Gottes (Demiurgen, Teufels).
- Nichts ist dem Zufall überlassen. Auch dass jeder einzelne Mensch auf Erden ist, ist Wille Gottes.
- Die Schöpfung ist nicht mit Gott identisch (Pantheismus), sondern steht Gott gegenüber.
- Gott ist der einzige, der aus Nichts etwas machen kann (creatio ex nihilo), selbst aus dem Tod Leben.
Die Schöpfungspsalmen (z.B. Ps 8) und Hiob 38f lassen dem Menschen nur eine Antwort auf die Schöpfung: staunen und danken.
Der Pentateuch
Die ersten fünf Bücher der Bibel werden Pentateuch (fünf Buchrollen) genannt. Der Name “Fünf Bücher Mose” der Lutherbibel und anderer Übersetzungen soll weniger etwas über den Verfasser, als über die Hauptperson dieser Bücher aussagen.
In der Hebräischen Bibel und in der Folge im NT werden die Bücher unter der Überschrift ‘Thora’ (Weisung, Gesetz) zusammengefasst. Die einzelnen Bücher heißen Genesis (Schöpfung), Exodus (Auszug), Levitikus (levitische, also priesterliche Gesetze), Numeri (Zählung, wegen der vielen Zahlen in Num 1-10) und Deuteronomium (Wiederholung des Gesetzes).
Der aufmerksame Leser des Pentateuch entdeckt bald, dass manches mehrfach erzählt wird oder unterschiedliche Angaben nebeneinander stehen. Dies macht deutlich, dass in einem langen Entstehungsprozess verschiedene Verfasser und Redakteure am Werk waren. In der modernen Forschung geht man von drei mehr oder weniger vollständigen Erzählsträngen aus (Jahwist, Priesterschrift, Elohist), die redaktionell ineinander gearbeitet wurden.
Das Buch Genesis
beschreibt mit seinen 50 Kapiteln den Zeitraum von der Weltschöpfung bis zum Tode der Erzväter Jakob und Joseph. Dabei unterscheidet man zwischen
- Urgeschichte (1-11), … Lesetext (extern)
- Vätergeschichten
Abraham (12-25) … Lesetext (extern)
Isaak: (26-27) … Lesetext (extern)
Jakob: (28-36; 48-50) … Lesetext (extern) - Josephsgeschichte (37-50) … Lesetext (extern)
Die Urgeschichte spricht gemeinmenschliche Phänomene an, natürlich aus der Sicht des Glaubens Israels: Sünde des Menschen (Adam und Eva, Kain und Abel), Bedrohung der Welt (Sintflut), Verwirrung der Sprachen (Turmbau zu Babel).
Das Thema der Vätergeschichten lautet: Die Verheißung Gottes an die Väter, dass ihre Nachkommen zu einem großen Volk werden und ein eigenes Land besitzen sollen.
Gegenüber den meist viel kürzeren Vätergeschichten ist die Josephgeschichte erheblich ausführlicher, kunstvoller und einheitlicher. Sie erzählt die Geschichte des Lieblingssohns Jakobs, Joseph, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft, in der Fremde durch Gottes Gnade große Karriere macht. Nachdem seine Brüder wegen einer großen Hungersnot in Ägypten um Nahrung bitten, und Joseph sie reichlich beschenkt, siedelt sich die Familie am Nil an.