Pfingsten: Zeit der Begeisterung (7)

Das Kirchenjahr – Pfingsten

Erleben, dass der Geist beflügelt

Das Wort Pfingsten kommt aus der griechischen Sprache: Pentecoste heißt “fünfzigster” (=Tag nach Ostern). Fünfzig Tage nach dem Passahfest wurden im Judentum als Dank für die Weizenernte die Erstlingsfrüchte dargebracht.

Für die Christen bildet dieser Tag den Abschluss der österlichen Freudenzeit. In der Urgemeinde war die Geistausgießung noch mit Ostern verbunden. Erst im 3. Jahrhundert haben einzelne Gemeinden, im 4. Jahrhundert die Kirche allgemein, diesem fünfzigsten Tag einen eigenen Inhalt gegeben: die Ausgießung des Heiligen Geistes. Nun bekam Pfingsten als “Geburtstag der Kirche” eine eigene Prägung. Der Auferstandene rüstet seine Gemeinde mit dem Heiligen Geist aus, und durch die Taufe erhält der einzelne Anteil an diesem Geist und wird eingefügt in den Leib (d.h. in die Gemeinde) Christi.

Bedeutung, Brauchtum und Symbole

Kraft, Geist, Atem

Wer wollte nicht über Kraft und Geist verfügen. Das Pfingstfest spricht uns beides von Gott her zu.

Dabei ist mit Kraft kein äußerliches, körperliches oder mechanisches Vermögen gemeint, sondern eine innere Kraft aus dem Glauben und dem Wort Gottes.

Der hier angesprochene Geist meint nicht den Intelligenzquotienten, sondern ein durch Glauben geschenktes Erkennen. Das alttestamentliche Wort ‘ruach’, mit dem der Geist Gottes bezeichnet wird, heißt in wörtlicher Übersetzung ‘Atem, Hauch, Wind’- Das hebräische Urwort ist übrigens, anders als das Wort ‘Geist’ im Deutschen, weiblich. Adam wird bei seiner Erschaffung dieser Atem Gottes eingehaucht – damit erwacht er zum Leben.

Beim Pfingstgeschehen ‘geschieht ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind’.

Taube

Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift kommt bei Jesu Taufe der Heilige Geist ‘wie eine Taube’ vom Himmel. Gestützt auf diese Aussage hat sich die Taube in der christlichen Kunst zum Symbol für den Geist entwickelt. In vielen Kirchen finden wir, vor allem an den Kanzeln, Geisttauben.

Brauchtum

Das Pfingstfest hat erheblich weniger Brauchtum ausgebildet als Weihnachten und Ostern. Da und dort ist es Anlass, die Kirche oder auch den privaten Wohnraum mit frischen Birkenzweigen (‘Maien’; vgl. Psalm 11B,27) zu schmücken. In einigen Gemeinden gibt es die Tradition einer Pfingstnacht.

Pfingstwanderungen sind, der schönen Jahreszeit wegen, sehr beliebt. Man kann den Gottesdienstbesuch in sie einbinden. Das sonntägliche Mittagessen wird als festliches Pfingstmahl begangen.

Wind

Machen Sie in der Natur bewusste Erfahrungen mit dem Wind. Gehen Sie hinaus und setzten Sie sich dem Wind aus. Lassen Sie ihn durch Ihre Haare streichen. Schließen Sie Ihre Augen und lassen Sie ihn in Ihr Gesicht wehen. Empfinden Sie ihn auf Ihrer Haut und an Ihrem Körper.

Atem

In der Meditation steht der Atem in der Mitte der geistigen und geistlichen Versenkung. Versuchen Sie einige Minuten täglich folgende Übung:

Sie sitzen mit aufrechtem Oberkörper auf einem Stuhl, die Arme angewinkelt und die Hände ineinander zur Schale geformt. Sie atmen bewusst, ruhig und gleichmäßig. Das Ausatmen geschieht langsamer als das Einatmen, zwischen dem Ausatmen und dem erneuten Einatmen liegt eine kurze Pause.

Begleiten Sie den Dreitakt mit diesen Worten:

  • beim Ausatmen: ‘Weg von mir’
  • bei der Atempause: ‘Hin zu dir’
  • beim Einatmen: ‘Eins mit dir’

Der biblische Bericht von der Ausgießung des Heiligen Geistes

aus Apostelgeschichte 2

Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andren Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.

Ökumene
Das in der Apostelgeschichte beschriebene Pfingstgeschehen führte Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Unter dem Heiligen Geist geschah die Geburtsstunde der einen Kirche des Herrn. Wegen dieser die Konfessionen übergreifenden Bedeutung hat sich die Ökumenische Bewegung des Pfingstfestes besonders angenommen.

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