Martinstag (13)

Das Kirchenjahr – Martinstag

Erleben, dass Erinnerung frei macht

Martinstag
Bischof Martin von Tours erfreut sich bei evangelischen wie katholischen Christen hoher Beliebtheit. Sein Gedenktag am 11. November ist mit einer Vielzahl von Bräuchen verbunden. Für evangelische Christen hat der Tag zugleich Bedeutung, weil er der Tauf- und Namenstag Martin Luthers ist.

  • Die Legende berichtet, dass Martin bei einem Ritt vor Tour einem frierenden Bettler begegnet sei. Die armselige Gestalt rührte ihn so an, dass er etwas tat, das seinem Stand als römischem Offizier völlig widersprach:
    Er stieg vom hohen Ross, teilte seinen Mantel in zwei Hälften und gab eine davon dem Bettler.
    Durch diese Tat ist Martin zur Symbolgestalt für christliche Demut und Barmherzigkeit geworden.
    Martin beendete seine soldatische Karriere und wurde Einsiedler. Später gründete er in der Gegend von Poitiers ein Kloster. Schließlich wurde er – übrigens gegen seinen Willen – Bischof von Tours an der Loire (Frankreich). Dort befindet sich auch sein Grab.
     
  • Die Geschichten: Die Geschichten des Martin sind immer wieder schön und spannend. Es gibt viele weitere Erzählungen.
    Bekannt ist auch die Geschichte von der Bischofswahl, als Martin sich versteckt hielt, um diesem Amt zu entgehen; doch schnatternde Gänse verrieten ihn.
    Oder die Geschichte als Martin gestorben war und sein Leichnam in einem feierlichen Zug durch die Stadt zum Friedhof gebracht wurde. Alle Kranken, an denen man ihn vorbeitrug, wurden auf wundersame Weise geheilt. Ein Bettlerpärchen – er blind, sie lahm – wollte solcher Heilung entgehen, weil sie auf ihren Beeinträchtigungen ihre Bettelexistenz aufgebaut hatten. Doch es half nichts, entgegen ihrem Willen gesundeten sie und mussten forthin ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen.
  • Martin verweigert den Kriegsdienst
    Martinus ist damals 18 Jahre alt und Christ. Er gehört zu einer Reitertruppe, die immer nahe um den Kaiser ist und ihn beschützt. ‘Diesen Martinus, von dem alle Gutes sagen, will ich um mich haben’, hat der Kaiser gesagt.
    So reitet Martinus mit Kaiser Julian in die Nähe der Stadt Worms. Der Kaiser macht ein ernstes Gesicht. ‘Feinde sind ins Römische Reich eingefallen. Sie heißen Germanen. Sie wollen die Stadt Worms für sich haben. Die Germanen sind gefährliche Krieger.’ Der Kaiser hat Angst.
    Eines Tages ruft der oberste Diener des Kaisers die ganze Reitertruppe zusammen. ‘Morgen ist ein wichtiger Kampftag. Morgen in der Schlacht müsst ihr den Kaiser mit allen euren Kräften beschützen. Darum will der Kaiser euch ein Geschenk machen. Er erwartet euch heute Abend auf dem Marktplatz von Worms.’
    Die Reiter stehen in einer Reihe. Kaiser Julian hat kleine Götterbilder aufstellen lassen. Es duftet nach Räucherkerzen. ‘Die Götter sollen mir helfen, und meine Reiter sollen mich beschützen.’ Jeder Reiter wird mit seinem Namen aufgerufen. Jeder Reiter erhält eine glänzende Goldmünze mit dem Bild des Kaisers. Jeder Reiter freut sich.
    Auch Martinus wird aufgerufen. Er tritt vor den Kaiser. Aber er streckt seine Hand nicht nach der Münze aus. Alle staunen. Es wird still.
    Sie hören Martinus mit klarer Stimme sagen: ‘Bis heute habe ich dir gedient, Kaiser von Rom. Ich habe für dich gekämpft. Jetzt will ich nicht mehr Soldat sein. Ich kann dein Geschenk darum nicht annehmen. Gib es einem andern Von jetzt an will ich nur noch Christus dienen. Für Christus will ich kämpfen.’ Julian stampft mit dem Fuß auf den Boden. Seine Rüstung klirrt. Er wird rot vor Zorn. ‘Du mit deinem Christus! Ich will nichts von diesem Mann wissen. Ich hasse diese Religion.’ Der Kaiser kreischt. Nach einer kurzen Pause schreit er weiter: ‘Und ein Angsthase bist du, ein erbärmlicher. Du hast vor der Schlacht von morgen Angst!’ Auch der Vater hat Martinus früher einen Angsthasen genannt. Damals war er noch ein Junge. Nein! Angst hat Martinus nicht! ‘Kaiser. Ich will kämpfen morgen. Ich werde in der vordersten Reihe kämpfen. Ohne Schild und Helm will ich kämpfen. Mutig werde ich dem Feind entgegentreten. Nur ein Kreuz soll meine Waffe sein. Das Kreuz von Christus. Er wird mir helfen.’ Martinus wird bis zum nächsten Morgen eingesperrt. ‘Er soll uns nicht weglaufen. Er soll wirklich in der ersten Reihe kämpfen’, sagt der Kaiser und lacht.
    Am nächsten Morgen aber kommen Boten zu Kaiser Julian. Boten von den Germanen. ‘Wir wollen Frieden schließen, großer Kaiser. Wir wissen es: du bist stärker als wir. Dir und deinen Soldaten gehört die Stadt Worms.’
    Plötzlich ist der Krieg zu Ende. Auch Kaiser Julian staunt. Er kann Martinus nicht mehr zurückhalten. Martinus verlässt die Soldaten. Ohne Rüstung und Waffen reitet er davon.

Martinslied

Sankt Martin,
Sankt Martin,
Sankt Martin
ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt ihn warm und gut.

Im Schnee saß,
im Schnee saß,
im Schnee,
da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
‘O hilf mir doch in meiner Not,
sonst ist der bittre Frost mein Tod.’

Sankt Martin,
Sankt Martin,
Sankt Martin hält die Zügel an,
sein Ross steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.

Sankt Martin,
Sankt Martin,
Sankt Martin
gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil
hinweg mit seinem Mantelteil.

Brauchtum am Martinstag:

  • Martinsspiel: Wenn die Szene einfach gestaltet ist, können sich auch die Jüngsten aktiv beteiligen. Das ‘Drehbuch’ kann sich an einem der Martinslieder orientieren.
     
  • Laternentanz
     
  • Martinszug: Die Kinder ziehen nach Einbruch der Dunkelheit mit ihren (selbstgebastelten) Laternen durch die Straßen und singen Martinslieder.
     
  • Martinswecken: Aus Hefeteig geformte Männchen Rosinenaugen.
     
  • Martinsgans: In dieser Jahreszeit sind die Gänse schlachtreif. Zum Martinstag gibt es einen köstlichen Braten.  
  • Der Pelzmärtel: Für viele Kinder erscheint am Abend des 5. oder 6. Dezembers der erste Bote des Weihnachtsfestes. Als Nikolaus tritt er vor allem in katholischen Gegenden mit Bischofsmütze, Mantel und Krummstab auf. Der Pelzmärtel hingegen ist in Pelze gehüllt, mit einer Kette umgürtet und kommt bereits am 11. November, dem Martinstag.
    Das Brauchtum des Pelzmärtels kommt speziell aus Gegenden, in denen überwiegend evangelische Gemeinden lebten. So z.B. im Donauries oder auch in der Schwäbischen Alb und Mittelfranken.
    Man wollte mit der Gestalt des ‘Märtels’ (dem heiligen Martin) auch den heiligen Nikolaus umgehen, vielleicht um die Heiligenverehrung nicht hervorzuheben.
    Heute wird vielerorts das Brauchtum von Martin und Nikolaus gefeiert. Das Klausentreiben (Austreiben der Dämonen der Dunkelheit) wird von diesen Heiligen getrennt und der Name Nuss- oder Pelzmärtel vermischt sich mit diesen Gestalten.
    Früher gingen die Nuss- oder Pelzmärtel mit lautem Lärm, Kettenrasseln und Glockenschlagen durch das Dorf. Sie waren raubeinige Gesellen, zu vergleichen mit den kettenrasselnden Gestalten des Winteraustreibens in den Raunächten, z.B. im Allgäu. Später hat sich das Erscheinungsbild des Pelzmärtels vom mit dunklem Pelz bekleideten bärtigen Mann, der vor allem Furcht verbreiten sollte, dem des Nikolaus angepasst, da er jetzt auch für die braven Kinder zuständig war.
    Die Kinder erhalten einen gebackenen ‘Weckmann’ und eine Rute mit vergoldeten Nüssen und feinen Lebkuchen. Diese Rute wurde später mit Süßigkeiten behängt, ähnlich wie die Nikolausrute.

Ich geh mit meiner Laterne

  • Refrain:
    Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
    dort oben leuchten die Sterne, hier unten, da leuchten wir.
  1. Mein Licht ist aus, wir gehn nach Haus.
    Labimmel, labammel, labum.
  2. Der Martinsmann, der zieht voran.
    Labimmel, labammel, labum.
  3. Ein Kuchenduft liegt in der Luft.
    Labimmel, labammel, labum.
  4. Beschenkt uns heut, ihr lieben Leut.
    Labimmel, labammel, labum.
  5. Mein Licht ist aus, wir geh’n nach Haus.
    Labimmel, labammel, labum.

Laternenlied

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,
brenne auf, mein Licht,
brenne auf, mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.
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