Bildungsschatz Bibel
12. Die Evangelien
| Matthäus | Markus | Lukas | Johannes |
Das griechische Wort ‘euangelion’ bedeutet ‘gute Botschaft’ oder ‘gute Nachricht‘. Als Gattungsbezeichnung bezeichnet ‘Evangelium’ eine Literaturform, die biographische Elemente (Geburt, Taufe, Wirksamkeit, Kreuzigung, Auferstehung) mit der Überlieferung und Deutung der Botschaft Jesu verbindet. Evangelien wollen Verkündigung sein, bieten also ein Ineinander von erzählendem Text und verkündigender Anrede an die Gemeinde. Diese literarische Gattung ist weitgehend eine Neuschöpfung des Urchristentums.
Die synoptischen Evangelien
Die ersten drei Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) bestehen in der Regel aus kleinen Einzelstücken (Perikopen) und ähneln sich in Aufbau, Inhalt und Sprache.
Man nennt sie synoptische Evangelien, weil diese in der Zusammenschau (Synopsis) besonders deutlich werden.
Die enge Verwandtschaft lässt sich wohl dadurch erklären, dass die Evangelisten teilweise voneinander abschrieben bzw. zumindest dasselbe schriftliche Material vor sich liegen hatten.
In der Forschung hat sich die 4-Quellen-Theorie durchgesetzt, wonach das Markusevangelium das älteste ist, und Lukas und Matthäus neben einer gemeinsamen Quelle auch Sondergut benutzt haben.
Das Johannesevangelium weist dagegen einen abweichenden Aufbau, eine andere Konzeption und anderes Material auf. Nur in der Passionsgeschichte (und in wenigen weiteren Passagen) greifen alle vier Evangelisten offensichtlich auf gemeinsame Traditionen zurück.
Motiv: Positionswechsel
Gott erniedrigt und erhöht. Er verlangt Bereitschaft, auf den eigenen Status zu verzichten.
Hanna jubelt, dass der Herr erniedrigt und erhöht (1. Sam 2,6), Maria, dass er die Mächtigen vom Thron stürzt und die Niedrigen erhöht (Lk 1, 52): Jesus fordert seine Jünger auf zu dienen und warnt vor Hochmut. Beim Jüngsten Gericht werden die letzten die ersten sein und die ersten die letzten.
Gott selbst, der Erhabene, erniedrigt sich. Die Geburt des Messias unter kleinen Leuten ist Ausdruck des Positionswechsels. Er gibt sich in die Welt, wäscht seinen Jüngern wie ein Sklave die Füße und stirbt am Kreuz – um später von Gott Vater erhöht zu werden.
In einer hierarchisch geprägten Welt ist die Bereitschaft, den eigenen Status zu relativieren und den anderen unabhängig von seinem Status zu behandeln, besonders wichtig. Das wurde früher ‘Demut’ genannt. Meist wurde dieser Begriff zur Disziplinierung kleiner Menschen gebraucht. Demut meint aber besonders die Dienstbereitschaft des Höherstehenden. Jede mitmenschliche Begegnung zwischen Groß und Klein besteht darin, dass sich die Großen auf die “Augenhöhe der Kinder” begeben und die Kleinen so durch Achtung erhöht werden.
Das Markusevanglium
Aufbau:
Das Evangelium lässt sich kurz so einteilen: Kap. 1 - 10 : Wirken Jesu in Galiläa Kap. 10 - 16 : Leiden und Auferstehung in Jerusalem
Mk 16,9 – 20 fehlt in den ältesten Handschrift und ist vermutlich im 2. Jahrhundert angehängt worden, um Auferstehungsberichte anderer Evangelien kurz nachzutragen; dafür fehlt in der heutigen Fassung der ursprüngliche Schluss.
Verfasser und Zeit:
Mk ist das erste Evangelium, entstanden wohl kurz vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Der Verfasser ist uns nicht näher bekannt (Dass er mit dem in Apg. 12, 12 genannten Johannes Markus identisch ist, ist nirgends angedeutet). Aufgrund seiner Sprache ist eher anzunehmen, dass er zur hellenistischen (heidenschristlichen) Gruppe gehört und für heidenchristliche Gemeinden schreibt.
Theologie:
Mk gibt nicht nur die Überlieferung von Jesus weiter, sondern stellt sie auch unter ein bestimmtes Vorzeichen. Es liegt ihm daran, dass Jesus nicht als Wundertäter und Magier missverstanden wird: Obwohl er alle Vollmacht von Gott hat, verbirgt er sie doch. Die Geheilten werden zum Schweigen verpflichtet (1,24.44), die Jünger dürfen das Erlebnis der Verklärung Jesu erst nach seiner Auferstehung weitergeben (9,9). Jesus will nicht an Wundern, sondern an seiner Passion und Auferstehung als Sohn erkannt werden (15,39; 14,62). Theologen sprechen dabei von der “Messiasgeheimnistheorie” des Markus.
Das Matthäusevangelium
Aufbau und Botschaft:
Von den 666 Versen des Markusevangeliums finden sich mehr als 600 im Mt wieder; man kann das Evangelium also als erweitertes MkEv bezeichnen. Gemeinsam mit Lk hat Mt die Logienquelle als Vorlage gehabt.
Mt legt besonderes Gewicht auf die Ethik Jesu. Große Redekompositionen stehen im Vordergrund, während Wundergeschichten gestrafft werden. Dabei bezieht er sich immer wieder auf das Alte Testament: “Das geschah aber, damit erfüllt würde, was geschrieben ist durch den Propheten ” (z.B. 1,22; 2,15). Jesus ist die Erfüllung alttestamentlicher Verheißungen: er ist der Messias / Christus (16,16), er ist der Nachfahre Davids (2,2). Er erfüllt das ganze Gesetz (5,20). Mt befindet sich in einem ständigen Gespräch mit Juden und versucht, sie für den christlichen Glauben zu gewinnen.
Verfasser und Zeit:
Die altkirchliche Tradition (“Papiaszeugnis”) hat Mt für das früheste Evangelium gehalten und vermutet, Mk habe eine gekürzte Version des Mt geschrieben. Man nahm auch an, dass das Evangelium ursprünglich auf Hebräisch geschrieben worden sei, um es den Juden nahezubringen.Verfasser sei der in Mt 9,9 berufene Jünger Matthäus. Die Vierquellentheorie hat diese Annahme ausreichend widerlegt. Aus dem Text geht auch nicht hervor, dass Mt wirklich Augenzeuge Jesu war; ganz offensichtlich hält er sich an seine schriftlichen Vorlagen und nicht an eigene Erlebnisse. Allerdings weist seine Auseinandersetzung mit alttestamentlichen und Gesetzesfragen darauf hin, dass er Judenchrist war, und auch seine Leser scheinen Judenchristen gewesen zu sein, denn er setzt anders als Mk und Lk jüdische Gebräuche voraus, ohne sie zu erklären (vergleiche Mt 15,2 und Mk 7,1-4).
Für die zeitliche Ansetzung ist das Gleichnis von der königlichen Hochzeit wichtig: dort wird erzählt, dass der König “seine Heere schickte und die Stadt verbrannte” (Mt 22,7): Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems um das Jahr 70 n.Chr.? Man vermutet, dass Mt (wie Lk) um 80-90 n.Chr. entstanden ist, möglicherweise in Syrien.
Die Bergpredigt (Mt 5-7)
Die Bergpredigt in Mt 5-7 ist ursprünglich nicht eine Rede Jesu, sondern eine Zusammenstellung von Jesusworten. Da sich große Teile auch bei Lukas wiederfinden (besonders in der Feldrede Lk 6,17-49), ist davon auszugehen, dass Mt sie weitgehend der Logienquelle Q entnommen hat. Die Eigenständigkeit dieser Texte lässt vermuten, dass wir es mit echten Jesusworten zu tun haben.
Aufbau: 5,1 -12 Seligpreisungen 5,13-16 Salz der Erde / Licht der Welt 5,17-48 Stellungnahme zum Gesetz 6,1 -18 Die drei Werke der Frömmigkeit (Almosen, Beten, Fasten) 6,19-34 Freiheit vom Besitz 7,1 -5 Vom Richten 7,7 -11 Von der Gebetserhörung 7,12-29 Vom Ernst der Nachfolge
Jesu Auseinandersetzung mit dem alttestamentlichen Gesetz
In den Antithesen 5,20-48 setzt Jesus sich mit dem alttestamentlichen Geboten (der Thora) auseinander. Dabei widerspricht er nicht nur der Auslegung, sondern stellenweise auch den Geboten selbst: Ex 24,1 erlaubt die Ehescheidung, Jesus verbietet sie unter Berufung auf den ursprünglichen Willen Gottes in der Schöpfung (5,31-32; 19,3-6). An anderen Stellen verschärft er das Gebot: nicht erst das Töten, schon das unfreundliche Wort, das man zu seinem Nächsten spricht, bringt ins Gericht (5,22), genauso wie bereits der Gedanke an Ehebruch strafbar ist (5,28). Fast undurchführbar scheinen auch die Anweisungen Jesu zum Gewaltverzicht und zur Feindesliebe (5,38-48). Sind diese Gebote Jesu wörtlich zu nehmen, und wenn: für wen gelten sie, und in welchem Bereich? (Bismarck: “Mit der Bergpredigt kann man keinen Staat regieren.”)
Die Deutung der Bergpredigt ist durch die Jahrhunderte kontrovers gewesen.
- Im Mittelalter verstand man Jesu Gebote als evangelische Ratschläge für Christen mit einer besonderen Berufung, etwa Priester, Mönche und Nonnen.
- Luther unterscheidet in seiner Zweireichelehre zwischen dem Bereich der Welt, in dem weltliche Gesetze gelten, und dem Bereich des Glaubens / der Kirche, in dem Liebe Maß stab des Handelns ist und die Bergpredigt gilt. Der Christ ist in beiden Bereichen zuhaus und handelt je nach Bereich unterschiedlich: als “Privatmann” liebt er seinen Mitmenschen, als Soldat muss er ihn im Zweifelsfall töten.
- In der Rechtfertigungslehre betont Luther, dass der Christ nicht durch Werke, sondern nur durch Glauben gerecht wird. Das Gesetz (und damit auch die Gebote Jesu in der Bergpredigt) hat nur den Sinn, dem Menschen sein Versagen deutlich zu machen. Wenn Jesus also sagt, dass schon das zornige Wort ins Gericht bringt, will er damit nicht erreichen, dass wir unseren Zorn überwinden, sondern er will uns deutlich machen, dass wir nur aus der Vergebung leben und ganz auf Gott angewiesen sind.
- Die Leben-Jesu-Forschung (z.B. Albert Schweitzer) entdeckte um 1900, dass die Lehre Jesu auf dem Hintergrund der Apokalyptik zu verstehen ist. Die BP ist also Interimsethik: angesichts des nahen Endes der Welt sollen die Jünger allen Besitz und alle weltlichen Verhaltensformen aufgeben und ganz dem Glauben gemäß leben.
- Anregungen, die BP wörtlich und verbindlich zu verstehen (bis hin in den politischen Bereich), finden sich bei L.Tolstoj und M.Gandhi.
Das Lukasevangelium
Aufbau und Botschaft:
Wie Mt greift Lk auf Mk, die Logienquelle und Sondergut zurück, wobei er weitgehend dem Mk-Aufbau folgt und sein Sondergut in zwei “Einschaltungen” (Kap.6/7 und 9-29) einfügt. Dazu gehören die drei Gleichnisse vom Verlorenen Schaf, Groschen und Sohn in Kap.15 und vom barmherzigen Samariter in 10,25-37. Lk ist oft als “Evangelium der Sünder” bezeichnet worden, weil bei ihm die Zuwendung Jesu zu den Verlorenen und die praktische Nächstenliebe betont werden. Daneben liegt ihm daran, seine Botschaft klar in der Weltgeschichte einzubauen; darum die immer wiederkehrenden Datierungen (2,1-2; 3,1). Lukas ist der Historiker unter den Evangelisten, sein Thema ist die Geschichte der Christen von der Geburt Jesu bis zur Ankunft des Paulus in Rom (Apg.28).
Verfasser und Zeit:
In der Einleitung 1,1-4 schreibt Lukas, dass er nicht Augenzeuge ist, aber auf Aussagen verlässlicher Zeugen zurückgreift. Irenäus geht im 2.Jahrhundert davon aus, dass es sich um den Paulusbegleiter und Arzt Lukas handelt (Kol. 4,14); das lässt sich aber weder durch besondere medizinische Kenntnisse noch durch eine besondere Nähe zur paulinischen Theologie nachweisen. Dagegen ist eindeutig, dass die Apostelgeschichte vom gleichen Autor stammt (Apg.1,1). Wir sprechen vom lukanischen Doppelwerk. Über den Verfasser lässt sich nur sagen, dass er offensichtlich aus dem hellenistischen (heidenchristlichen) Teil der Kirche stammt und für Heidenchristen schrieb. Wie Mt. dürfte sein Ev. um 80-90 n. Chr. entstanden sein.
Das Johannesevangelium
Vergleich mit den Synoptikern:
Joh unterscheidet sich in Aufbau und Sprache stark von den Synoptikern. Wesentliche Unterschiede sind:
- Nach Joh ist Jesus über drei Jahre öffentlich aufgetreten (er ist dreimal zum Passahfest in Jerusalem: 2,13; 6,4; 11,55), bei den Synoptikern wirkt er nur ein Jahr lang.
- Statt kurzer Geschichten und Gleichnisse hat Joh lange Erzählungen und Selbstreflexionen Jesu (“Ich-bin-Worte”, s.u.). Joh überliefert kein einziges Gleichnis!
- Statt des Abendmahls berichtet Joh von der Fußwaschung (Kap.13).
- Mitunter stimmt Joh aber so stark mit den Synoptikern überein, dass man davon ausgehen muss, dass er sie gekannt hat (z.B. Joh 5,8//Mk 2,9; Joh 13,21//Mk 14,18). Vermutlich setzt er den Inhalt der anderen Evangelien als bekannt voraus.
Aufbau:
Der zentrale Teil entfaltet sich aus den Teilen des Satzes Joh 1,11f.:
Kap. 3-6: "Er kam in sein Eigentum" (Die Offenbarung des Gottessohnes) Kap. 7-12: "Die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Auseinandersetzungen) Kap.14-17: "Soviele ihn aber aufnahmen " (Jüngerreden).
In Joh 1 geht ein Prolog voran; erst die Passions- und Auferstehungsgeschichte in Kap.18-20 ähnelt der der Synoptiker. Joh 21 ist ein Nachtrag aus späterer Zeit.
Theologie:
Joh geht es nicht mehr wie den Synoptikern darum, das Leben Jesu historisch darzustellen; er möchte deutlich machen, wer Jesus Christus für uns ist. In seinem Evangelium tritt Jesus von Anfang an mit dem Anspruch auf, der Sohn Gottes zu sein; er kennt Nathanael, bevor er ihn gesehen hat; er ist schon jetzt eins mit dem Vater (1,48; 14,9).
Bereits im Prolog 1,1-18 wird die Herkunft des Christus aus Gott deutlich. Joh geht hinter den Beginn der Schöpfung in Gen 1 zurück und findet ihn dort im Logos, im schöpfungsmächtigen Wort, mit dem Gott Himmel und Erde erschafft. Dieses Wort nimmt Gestalt an in Jesus Christus ( “Wir sahen seine Herrlichkeit als die des eingeborenen Sohnes vom Vater”: 1,14).
Gleichzeitig ist Jesus aber auch wirklich Mensch; er ist müde, hungrig und durstig; er weint um einen toten Freund und hat Angst (4,6f.; 19,28; 12,27). Gerade am Kreuz, indem er der Welt Sünde trägt, erweist er sich als Sohn Gottes (1,29). Damit widerspricht Joh der gnostischen Anschauung, dass Jesus nur scheinbar Mensch gewesen sei und in Wirklichkeit auch nicht gelitten habe.
Jesus stellt die Menschen (auch die Leser des Evangeliums!) vor eine Entscheidung: sie können ihn annehmen – und damit ein erfülltes, festliches Leben haben, Joh 2! – oder aber ablehnen und damit die Finsternis wählen. In immer neuen Bildern wird die elementare Bedeutung Jesu ausgesagt: er ist das lebendige Wasser (Kap.4), das Brot des Lebens (Kap.6), die Auferstehung (Kap.11) und Weg, Wahrheit und Leben (Kap.14). Das Gericht, die Entscheidung über das ewige Leben, findet also bei Joh nicht erst am Jüngsten Tag statt, sondern immer dann, wenn ein Mensch mit Jesus Christus konfrontiert wird.
Verfasser, Zeit, Ort:
Joh selbst macht keine namentlichen Angaben; die Überschrift “Das Evangelium nach Johannes” geht auf die altkirchliche Überlieferung Ende des 2.Jahrhunderts zurück. Man meinte damit den Jünger Johannes, der im Evangelium besonders erwähnt wird (“der Jünger, den Jesus lieb hatte”, 13,23). Dem widerspricht aber der zeitliche Abstand von den Synoptikern und die Auseinandersetzung mit der Gnosis. In jedem Fall schreibt der Verfasser ein gutes Griechisch und kennt sich gleichzeitig gut mit jüdischen Gebräuchen aus. Man nimmt an, dass es sich um einen klassisch gebildeten Judenchristen handelt, der Ende des 1.Jahrhunderts, möglicherweise in Syrien, schrieb.
Gnosis im Neuen Testament
Gnosis bedeutet “Erkenntnis”, und zwar religiöse Erkenntnis. Es handelt sich um eine hellenistische Weltanschauung, die auch in das christliche Denken Eingang fand und die in vielen neutestamentlichen Schriften angegriffen wird. Grundzüge der Lehre:
- Der bösen, irdischen, materiellen Welt steht die gute, geistige Lichtwelt Gottes gegenüber (Dualismus); die Erde ist nicht von Gott geschaffen, sondern durch einen gefallenen Engel; sie ist von widergöttlichen Mächten beherrscht.
- Der Mensch gehört ursprünglich zu Gott und trägt in sich immer noch einen göttlichen Lichtfunken, der aber in einem materiellen Leib gefangen ist. Erlösung findet er nur, wenn er sich seines Ursprungs erinnert und der materiellen Welt absagt. Diese oft mit einer ekstatischen Schau verbundene Erkenntnis wird als “Wiedergeburt” bezeichnet.
- In der chr. Gnosis ist Jesus derjenige, der den Lichtgott offenbart hat und damit den Menschen die Erkenntnis ihrer göttlichen Herkunft gebracht hat. Da die materielle Welt böse ist, kann Jesus aber kein richtiger Mensch mit einem materiellen Körper gewesen sein; entsprechend hat er auch am Kreuz nicht gelitten.
- Um den göttlichen Wesenskern nicht durch die materielle Welt zu gefährden, leben Gnostiker oft asketisch; andere Gruppen leben dagegen besonders zügellos, da die Welt ja sowieso keine bleibende Bedeutung hat (1.Tim.4, 1-3; Jud.4).
- Beispiele chr. Gnosis finden sich in den Schriften von Nag Hammadi (2.-4.Jh.) und bei Marcion (vor 150 n.Chr.). Zur Auseinandersetzung mit ihrer Lehre siehe auch 1.Kor.8,1; 2.Petr.2,18f.; Kol.2,1-8.
Die Zweiquellentheorie
- Mk ist mit geringen Ausnahmen sowohl in Mt als auch in Lk enthalten; es gibt Ubereinstimmungen in der Reihenfolge und im Wortlaut der Perikopen. Welche Schlußfolgerung kann man daraus ziehen?
- Mt enthält viele wichtige Abschnitte, die nicht in Mk und Lk enthalten sind. Lesen Sie dazu Mt 13, Mt 18, Mt 20 und Mt 25.
Welche Schlußfolgerung kann man daraus ziehen, daß Lk wichtige Abschnitte des Mt nicht in sein Evangelium aufgenommen hat? - Lk enthält viele wichtige Abschnitte, die nicht in Mt enthalten sind. Lesen Sie dazu Lk 2, Lk 15, Lk 16, Lk 18 und Lk 19.
Welche Schlußfolgerung kann man aus 1-3 für die Abhängigkeit der ersten drei Evangelien untereinander ziehen?
Welche Schlußfolgerung kann man daraus ziehen, daß Mt wichtige Abschnitte des Lk nicht in sein Evangelium aufgenommen hat? - Mt und Lk haben viele Abschnitte gemeinsam (oft wörtliche Ubereinstimmung), die nicht in Mk vorkommen. Lesen Sie dazu Lk 1 1//Mt 6; Lk 6//Mt 8; Lk 1O//Mt 10.
Welche Schlußfolgerung kann man daraus ziehen? - Aus den Punkten 1 bis 4 kann man eine Theorie über die Entstehung der ersten drei Evangelien entwickeln. Man nennt diese Theorie üblicherweise “Zweiquellentheorie”.